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A new Apocalypse (Teil 1)

A new Apocalypse (Teil 1)

Im Sturm

Ich stolpere durch den Knietiefen Schnee, der Sturm reisst an meinen Kleidern und bläst mir klatschend Schneeflocken ins Gesicht. Trotz Taschenlampe sehe ich im dunklen Schneegestöber nicht weiter als vielleicht 5m. Ich friere, der Rucksack ist viel zu schwer, ich habe zugegebenermassen eine Scheiss Angst und kürzlich die dümmste Idee seit langer Zeit gehabt.

Ein wütender Schrei unmittelbar hinter mir, ich drehe mich ruckartig um, falle dabei wegen des schweren Rucksacks fast um wie ein nasser Sack - sehe aber nichts ausser weiss. War das wirklich hinter mir? Hektisch fingere ich mit den Fäustlingen an dem Schalter der Stirnlampe herum... Ich sehe sowieso nichts damit also muss ich hier nicht wie ein Leuchtturm in der Gegend rumstehen. Endlich ist die Lampe aus - Wo bin ich? Vor weniger als 5 Minuten bin einfach nur panisch aus dem Supermarkt gerannt, verfolgt von einer Horde völlig ... verrückter. Panisch drehe ich mich im Kreis - aus welcher Richtung bin ich gekommen? Verdammt nochmal. Ich bilde mir ein, dass das Schneetreiben noch dichter wird. Tapfer wische ich über die Skibrille was allerdings überhaupt nichts bringt, und so stolpere und stapfe ich weiter - in welche Richtung weiss ich nicht. Ich pralle gegen; ... irgend etwas hartes - ich glaube ich habe geschriehen. Ängstlich taste ich daran herum - ein... Aussenspiegel? Ein Auto. Fuck. Wie bin ich hier nur gelandet, warum hatte ich diese bescheuerte Idee.

Wieder ein wütender Schrei - aber weiter weg; glaube ich; oder liegt es am Wind? Scheinbar sind diese ... Gestalten... genauso planlos wie ich. Schwer atmend und zitternd sinke ich gegen das Auto und versuche mit Handschuhen das GPS an der Schnur aus der Jackentasche zu zerren. Nein ... nein ... erst Handschuhe aus. Sofort schneidet mir eiskalte Luft in die Finger aber jetzt gelingt es mir das kleine GPS Gerät aus der Tasche zu fummeln und mit zitternden Fingern das Display einzuschalten. Ich stelle die Helligeit so weit herab wie möglich und starre verzweifelt auf den viel zu kleinen Bildschirm. "Okay" sage ich zu mir selbst "Norden direkt hinter mir" Das dumme ist es sind fast 40km zu meinem Ziel. In diesem Schneegestöber schaffe ich das niemals zu Fuss. Ich muss irgendwie den Motorschlitten wiederfinden, und weit kann er ja nicht sein, schliesslich bin ich damit hergekommen und habe ihn mehr oder weniger direkt vor der Tür geparkt. Damit dass ich panisch aus dem Supermarkt stürmen muss habe ich überhaupt nicht gerechnet... warum auch. Hier war seit Wochen niemand ausser mir. Ich versuche ruhig durchzuatmen - stopfe das GPS in die Tasche und stecke meine eiskalten Finger in die Fäustlinge. Glücklicherweise hängen auch die an einer Schnur an der Jacke sonst wäre der Handschuh bestimmt weg... und damit wohl auch meine Finger. Rucksack fester ziehen, durchatmen, los. Ich stapfe durch den Schnee und spüre eine Bewegung in meinem Rücken. Ohne zu wissen was passiert lasse ich mich instinktiv nach links in den Schnee fallen und sehe aus dem Augenwinkel wie eine Gestalt in den Schnee neben mir fällt. Fauchend, kreischend, aber völlig ziellos. Hektisch strample ich mich auf die Beine und stapfe was das Zeug hält weg von ... ich weiss nicht was. Ich fühle mich verfolgt; werde ich vermutlich auch aber ausser dem rauschen des Windes höre ich jedoch nichts. Mein Glück scheint zu sein dass diese Monster völlig ziel und planlos agieren.

Ich muss einfach nur weg. Nach einer gefühlten Ewigkeit aber realistisch betrachtet sicher nicht mehr als 1 Minute bin ich völlig ausser Puste und zerre keuchend das GPS aus der Tasche. Trackback! Ich fummle auf dem Display herum und finde die Option. Damit sollte ich in der Lage sein genau da lang zu laufen woher ich gekommen bin - das heisst auch zum Motorschlitten. Mit zusammengekniffen Augen sehe ich den kleinen blauen Punkt der meinen letzen Standpunkt markiert. Halbe Drehung nach Links ... dann los der zickzacklinie nach - eigentlich eine Schleife. Scheinbar stimmt es wirklich dass Menschen sofort anfangen im Kreis zu laufen ohne richtige Orientierungshilfe. Ich stapfe weiter, langsamer diesmal um Kräfte zu sparen. ich knalle fast gegen ein... Schild. LIDL P. Der Parkplatz! Ich stolpere hektisch durch den Schnee - der Schlitten! Zitternd schwinge ich mich auf den Sattel und ramme den Schlüssel der an einer dicken Gummischnur an meinem Anorak hängt ins Schloss. Der Motor springt sofort an und die superhellen Scheinwerfer fressen sich trotzdem kaum durch das Schneegestöber. Ich bin mir nicht sicher ob es nicht produktiver wäre sie auszuschalten. Ich zwinge mich zur Ruhe und klemme das GPS auf die kleine Halterung und drücke das Symbol "Nach Hause". Viel zu langsam fahre ich der kleinen blauen Linie auf dem Bildschirm - ich bin trotz der Scheinwerfer fast im Blindflug unterwegs. Links am Ortschild vorbei gradeaus und dann rechts. Der Motor vibriert beruhigend und der Schlitten arbeitet sich pflichtbewusst durch den ständig tiefer werdenden Schnee. Als ich auf der Strasse bin - oder zumindest vermute was die Strasse ist ... muss ich letztlich nur gradeaus durch den Wald. Ich gebe etwas Gas in der Hoffnung nicht vom Kurs abzukommen und gegen irgendwas zu knallen. In der Schneise zwischen den Bäumen sehe ich wenigstens ein paar Meter und mit etwas Phantasie kann ich mir zusammenreimen dass ich auf der Strasse fahre. Wenn das so weitergeht brauche ich trotzdem mindestens noch Stunden.

Mir ist eiskalt und ich gebe mehr Gas. Man sollte glauben dass einfach nur gradeaus fahren einfach ist - wenn man aber quasi Blind ist ... ist es das nicht. Die von rechts nach links treibenden Schneeflocken erwecken ständig das Gefühl man fahre in die falsche Richtung. Glücklicherweise sind in mehr oder weniger regelmässigen Abständen am völlig verschneiten Strassenrand lange Stäbe mit Reflektoren aufgestellt, damit weiss ich zumindest einigermassen wo es langgeht. Viele davon scheinen aber zu fehlen oder sind umgekippt, zugeschneit ... ich weiss es nicht. Ich habe zu allem Übel auch wenig wirklich sehr wenig Übung auf einem Motorschlitten zu fahren und muss wieder mal feststellen dass es mit Motorradfahren reichlich wenig zu tun hat. Die Gefahr zu kippen empfinde ich als viel grösser und muss mich dazu zwingen nicht zu lenken auch wenn ich die Strassenmarkierung grade fast umgefahren habe. Der Rucksack macht das ganze nicht einfacher und es passiert was abzusehen war... ich stürze... fast wie in Zeitlupe kippt der Motorschlitten nach links, ich versuche verzweifelt mein Gewicht zu verlagern, wegen Last des Rucksacks ... kippe ich samt Schlitten einfach um. Zu meinem Glück bin ich nicht sehr schnell, aber schnell genug durch den Schnee zu schlittern. Wenn ich mir jetzt das Bein breche ist es aus... denke ich und höre wieder Motor spuckt und ausgeht. Umständlich rolle ich im Schnee herum und versuche auf die Beine zu kommen; scheinbar nichts gebrochen. Nach viel zu langen Minuten in denen ich mich wie eine Schildkröte im Schnee gewälzt habe bin ich auf den Beinen. Der Schnee ist mehr als knietief und so krieche ich mehr durch den Schnee als zu laufen; auf die Scheinwerfer zu und versuche mit Gewalt den Motorschlitten auf die Kufen zu bugsieren. Scheisse. Die rechte Kufe ist an irgendwas verkeilt, eine Strassenbegrenzung, Ast oder sonst irgendwas. Panisch grabe ich mit den Händen im tiefen lockeren Schnee herum - Scheisse Scheisse. Der Sturm bläst mir Benzingestank in die Nase und ich bilde mir ein einen Schrei zu hören. Oder war das echt? Hoffentlich nicht. Der Motorschlitten ist relativ alt - ich kenne mich mit Motoren nicht besonders gut aus, aber scheinbar läuft Sprit aus dem ollen Vergaser. Ich zwinge mich inne zu halten, rupfe das GPS aus der Halterung - noch knappe 4km. Ich blicke mit zusammengekniffenen Augen in den Sturm - ich kann übr Wind bläst mir um die Ohren - für die Jahreszeit finde ich es eigentlich viel zu warm. Aber was weiss ich schon, ich wohne erst seit ein paar Monaten hier. Ich Reche Laub, Moos und kleine Äste auf einen grossen Haufen und freue mich den Igeln ein kleines Zuhause zu geben. Ein Eichhörerhaupt nichts erkennen, mit gutem Willen kann ich ausmachen wo die Bäume sind - das ist auch alles. Ich kann den Schlitten hier eigentlich nicht liegenlassen - auch wenn ich die 4km vielleicht zu Fuss durch den Schnee schaffen könnte. Nach mehreren verzweifelten Versuchen den Schlitten zu befreien gebe ich auf. Wenn ich noch länger hier bliebe erfriere ich einfach oder es passiert sonst noch was schlimmeres. Erschöpft und verzweifelt drücke ich auf dem GPS herum, markiere die Position... war da ein Geräusch? Ich verrenke mir fast den Hals, und schalte zitternd das Licht des Motorschlittens aus. Den Schlüssel stopfe ich Geistesgegenwärtig in die Brusttasche meiner Jacke. Ausser dem rauschen der Bäume im Sturm ist jetzt nichts zu hören. Ich raffe mich auf, schalte die Stirnlampe ein und versichere mich dass ich in die richtige Richtung laufe - dann stapfe ich los. Ich zwinge mich ruhig zu Atmen und nicht zu schnell und hastig zu gehen. Bei jedem Schritt sinke ich fast bis zur Hüfte ein, aber noch ist der Schnee ist leicht und fluffig - ich glaube ich kann es schaffen. Je näher ich den Bäumen bin, desto besser geht es.

Fast wie in trance tappe ich in weitem Zickzack auf der Strasse nach Norden - dann piept es. Erst denke ich dass es die Batterie-Warnung ist; aber die trackback Funktion des GPS teilt mir mit dass ich vom Kurs abgekommen bin - und ich stelle erstaunr Wind bläst mir um die Ohren - für die Jahreszeit finde ich es eigentlich viel zu warm. Aber was weiss ich schon, ich wohne erst seit ein paar Monaten hier. Ich Reche Laub, Moos und kleine Äste auf einen grossen Haufen und freue mich den Igeln ein kleines Zuhause zu geben. Ein Eichhört fest, dass ich schon an der Abzweigung zu der kleinen Schotterstrasse die an meiner Einfahrt vorbeiführt vorbeigelaufen bin. Ich biege ab und stolpere querfeldein auf das Symbold "Home" zu. Verfroren und zitternd schiebe ich nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich den Schlüssel ins Schloss meines Hauses und ... Wärme empfängt mich. Die Tür schlägt zu, erschöpft falle ich dagegen und denke mir "nie wieder" obwohl ich genau weiss dass es vermutlich nicht stimmt. Ich rupfe die gefrohrene Jacke von mir, lasse den Rucksack einfach mal hier im Flur liegen und mümmle mich vor den Kachelofen der zum glück noch immer schön warm ist.

Als ich aufwache ist es draussen hell, oder besser gesagt "heller wirds nicht". Ich staple Holz im Kachelofen und zünde ein Feuer an, das kurz darauf folgende knistern und knacken beruhigt mich ein wenig - jetzt kann ich endlich meine "Einkäufe" in die Kammer verfrachten und ... tja... und dann. Eigentlich hat mich nur die Dummheit, die Langeweile und die Ruhelosigkeit nach draussen getrieben - die Reihenfolge ist beliebig austauschbar und immer richtig. Ausser dass mir der Motorschlitten jetzt fehlt, bin ich eigentlich nicht weiter als gestern.

Was ist eigentlich passiert? Als ich losgefahren bin war der Himmel zwar bewölkt, aber sowas hätte ich nicht erwartet. Ein Blick aus dem Fenster lässt erkennen, dass es nach wie vor schneit. Nicht heftig, aber stetig. Von meinen Spuren ist längst nichts mehr zu sehen.

Die nächste Aufgabe sollte sein den dummen Motorschlitten zu befreien; zu lange sollte ich jedenfalls nicht warten bevor das Teil restlos festgefroren und noch tiefer zugeschneit ist. Ich beschliesse dennoch den Tag über hier zu bleiben, und gründlich darüber nachzudenken wie ich den verkeilten Motorschlitten befreien kann.

Am nächsten morgen ist alles wie zu erwarten dick eingeschneit; der Sturm hat sich weitestgehend gelegt aber nach wie vor bewölkt und windig. Die "Rettung" des Motorschlittens stellte sich, wohl dank meines "vorbereitet seins" als verhältnismässig einfach heraus - mittels einer Schaufel, ein paar Spannriemen, einer Ratsche, Seil und eines der Strasse nahen Baumes lässt sich das Ungetüm auf die Kufen drehen. Ich nehme nicht die Abkürzung direkt durch den Wald sondern folge der tief zugeschneiten Strasse. Ich will wirklich nicht dass die Kiste wieder an irgendwas hängenbleibt. Nach nur wenigen Metern jedoch mache ich eine äusserst beunruhigende Entdeckung. Spuren. Fuss-spuren. Trotz dem dass sie ziemlich eingeschneit sind, sicher nicht von irgendwelchen Tieren - sie sehen eindeutig nach Menschlichen Füssen aus. Besonders alt können sie auch nicht sein - es hat ja heftig geschneit. Ich steige von dem knatternden Ungetüm und versuche mit etwas Pusten vorsichtig die oberste Schicht Pulverschnee aus dem Loch zu blasen um zumindest grob abschätzen zu können wie "alt" der Abdruck ist. In meinem Kopf klang das völlig logisch und einfach - in der Realität ... keine Ahnung. Auf jeden Fall nicht von gestern; denn dann wäre er komplett zugeschneit und unsichtbar, das ist dann auch schon alles. Die Spuren verlieren sich irgendwo im Wald - ich habe wenig Lust in irgend ein Unglück zu stapfen wenn ich den Spuren folge. Also fahre ich weiter nach Hause werde aber den Gedanken nicht los nicht mehr alleine zu sein. Vor weniger als einem halben Jahr wäre das ein ganz normaler Gedanke gewesen... seit ein paar Monaten sieht es da anders aus. Und das schlimmste daran ist dass es mir Angst macht.

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